Soziale Landwirtschaft
Treffen für Interessierte und Aktive aus Niederbayern und Oberpfalz
Ist der Bauernhof "nur" ein Ort, wo Lebensmittel produziert, die Felder bestellt, die Tiere aufgezogen werden? Die "Soziale Landwirtschaft" entwickelt sich erfreulich. Hier werden neben dem laufenden Betrieb Komponenten wie persönliche Entwicklung, Therapie, Gesundheit und Beschäftigung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen "produziert".
Menschen mit Handicap, wie z. B. einer geistigen oder körperlichen Behinderung, psychischen Erkrankung, Senioren, ehemalige Drogenabhängige u. ä., werden im Kontakt mit Natur, Tier und Mensch sinnvoll beschäftigt bzw. übernehmen sinnvolle Arbeiten. Ebenso sind Kinder und Jugendliche eine Zielgruppe.
Denkbare (Dienst-)Leistungen:
- Beschäftigung
- Anleitung
- Berufliche Bildung
- Wohnen
- Verpflegung
- Alltägliche Betreuung /Erziehung
- Pflege
- Freizeitangebote
- Therapie
Kinder und Jugendliche, Erwachsene im erwerbstätigen Alter mit geistiger oder/und körperlicher Behinderung, Senioren, Demenzerkrankte, psychisch bzw. suchtkranke Menschen.
Ansprechpartnerin
AELF Passau
Innstraße 71
94036 Passau
Telefon: 0851 9593-4435
Fax: +49 851 9593 4424
E-Mail: poststelle@aelf-pa.bayern.de
Rückblick
Großes Interesse am bayernweiten Infotag
Soziale Landwirtschaft nimmt in Bayern Fahrt auf
In der Sozialen Landwirtschaft werden Menschen aller Altersstufen mit besonderen Bedürfnissen auf Bauernhöfen betreut und beschäftigt. Der Wunsch nach einer solchen Betreuung - in einer ländlichen Umgebung und mit Bezug zur Natur - nimmt immer mehr zu. Das zeigen Anfragen aus allen Regionen Bayerns.
Einblicke in die Abläufe auf ihren Höfen gewährten anschaulich drei Bäuerinnen:
- Zu Gisela Elfinger, in Reichling, kommen stundenweise Therapiegruppen sowie die Alzheimer-Gesellschaft Lechrain und deren Angehörige auf den besonderen Erlebnisbauernhof.
- Antje Gmelin, Bauzinger Schimmelhof/Hauzenberg, bietet Wohnen, Leben, Struktur und den normalen Alltag für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen. Die Warteliste der Jugendämter ist leider lang.
- Christin Ebenbeck, vom gleichnamigen Reiterhof in Sinzing, führt zusammen mit einer Fachkraft tiergestützte Therapie und Aktivitäten für alle Altersgruppen durch. Der Familienbetrieb erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen.
Seminarreihe 2023
15. Netzwerktreffen Soziale Landwirtschaft
"Motivierend und hochinteressant"
Zuvorkommend zeigte sich die Stadt Straubing und ließ, aufgrund geltender Corona-Bestimmungen, den weitläufigen Rittersaal für die Veranstaltung öffnen.
Die Firma Dankerl offenbarte viel Know-how. Gut verständlich und kurzweilig erklärte Dr. Korbinian Scherm, AELF Straubing, die komplexen Sachverhalte beim Bauen im Außenbereich. Ein breites Beratungsspektrum zeigte anschließend die EUTB-Stelle (Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung) auf. Kostenlos und kompetent werden deutschlandweit an den örtlichen Stellen Hilfesuchende beraten und mit Unterstützern vernetzt.
Am Nachmittag rückten die Praktiker in den Vordergrund: Das Haus Maria Rast, Wohn- und Therapiestätte für Menschen mit Suchterkrankungen (Anm: ausgelöst durch legale Drogen wie Alkohol und Tabletten), berichtete gemeinsam mit Landwirt Georg Winklhofer, Kohlpoint/Ruhstorf, von Alltag, Nutzern und von zahlreichen Erfolgen. Die Therapie findet im Haus Maria Rast, Träger "Sozialteam", täglich auf mehreren landwirtschaftlichen Betrieben statt. Interessant ist der Umstand, dass die gastgebenden Betriebe keinerlei pädagogische Vorbildung benötigen: Die Therapeuten begleiten die Nutzer auf den Höfen. Georg Winklhofer, einer der gastgebenden Betriebe, berichtete anhand zahlreicher Beispiele von (Erfolgs-) Erlebnissen. Die Zuhörerschaft lauschte gebannt den eindrucksvollen Schilderungen. Fragen wie, ob man das auch in anderen Regionen anbieten könne, zeugten von der Begeisterung.
Praktizierende Soziale Landwirtschaftsbetriebe im Landkreis Straubing stellte Kerstin Rose vor. Die Vielfalt war beeindruckend, ebenso der Bericht von Steffi Köllnberger über die „Tierische Schulvorbereitende Einrichtung der Papst-Benedikt-Schule“. Regelmäßig wird mit dem Inklusions-Kindergarten ein Bauernhof besucht. Nachahmung empfohlen: Die Kinder beginnen zu sprechen, bauen Ängste ab, entwickeln sich sprunghaft zum Positiven. Eltern, Landwirt, Erzieherinnen und Erzieher seien vom Angebot überzeugt.
Zum Abschluss war Justland selbst an der Reihe. Der facettenreiche Betrieb biete jungen Menschen Ausbildungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen, z.B. dem (Zier-) Gartenbau, so Referent Hermann Wocheslander. Mit Empathie würden z.B. sozial auffällige junge Menschen ins geregelte Leben geführt. Von den Kompetenzen und der gartenbaulichen Produktpalette überzeugten sich die Teilnehmenden bei einer Hofführung.
Abschließend bedankte sich Kerstin Rose bei den Straubinger Ehrengästen - auch für deren Grußworte: 2. Bürgermeister Werner Schäfer, Behindertenbeauftragter des Bezirks, Markus Scheuermann, stellvertr. Landrat Andreas Aichinger, Bezirksobmann Gerhard Stadler, Kreisbäuerin Claudia Erndl und Behördenleiter des AELF Straubing, Josef Groß.
Mit Spannung darf das nächste Netzwerktreffen erwartet werden: Kerstin Rose hatte zu Beginn der Veranstaltung die Entwicklungen seit dem vergangenen Netzwerktreffen dargelegt. Die gespickte Pinnwand bot ein vielversprechendes Bild der positiven Werdegänge. Ein Grund mehr, die Netzwerktreffen Soziale Landwirtschaft zu besuchen, resümierte ein Teilnehmer.