Musterbestände zum Waldumbau
Musterbestände im östlichen Vorderen Bayerischen Wald
Musterbestand in Wegscheid
Allgemeine Informationen zu den Ausgangsbedingungen im östlichen Vorderen Bayerischen Wald
In diesem Naturraum sorgen meist Granite und Gneise als Ausgangsgestein für saure, eher nährstoffarme Bodenverhältnisse. Die natürliche Waldzusammensetzung wären buchendominierte Wälder und Bergmischwälder in höheren Lagen. Das Klima ist heute noch unterdurchschnittlich kühl und niederschlagsreich im bayerischen Vergleich. Für die Zukunft bestehen breite waldbauliche Möglichkeiten.
Allgemeine Hinweise für Ihren Besuch
Das Betreten der Musterwaldbestände erfolgt auf eigene Gefahr.
Es erfolgen keine Sicherungsmaßnahmen gegenüber typischen Waldgefahren, die sich aus der Natur oder der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergeben.
Vermeiden Sie es, die Bestände während und nach Stürmen oder anderen markanten Wetterlagen zu betreten, da dann eine große Gefahr durch herabfallende Äste oder Baumteile besteht.
Bitte achten Sie auch auf festes Schuhwerk, da es sich um unwegsames Gelände handeln kann und hinterlassen Sie den Wald so, wie Sie sich auch Ihren eigenen Wald wünschen (Müll bitte mitnehmen).
Privatwald nahe Hauzenberg
Vorwald über Naturverjüngung und Wegeprojekt
Geschichte des Bestandes – wo kommen wir her?
Auf der Fläche stand bis zum Gewittersturm „Kolle“ am 18. August 2017 ein etwa 100 bis 150-jähriger Bergmischwald. Dieser setzte sich aus Tannen, Fichten und Buchen mit einzelnen Bergahornen, Eschen sowie einigen Birken zusammen. Nach dem Sturm war nur noch eine kleine Anzahl von zwischenständigen Buchen und Tannen sowie einige Altbuchen vorhanden. Die Fläche befand sich in der Kernzone des Sturms. Die Fläche ist beinahe vollständig blocküberlagert und bietet Feuchtstellen im südlichen Teil des Flurstücks.
Die Ausgangssituation war demnach im Wesentlichen eine verunkrautete Kahlfläche.
Förderungen und Maßnahmen
Vorwald über Naturverjüngung
2019 wurde auf der Fläche ein Vorwald aus Birke und Erle begründet (vgl. Informationen zur Vertiefung), welcher aufgrund von Trockenheit und damit verbundenen Ausfall von Pflanzen im Jahr 2020 nochmals nachgebessert wurde. Der Vorwald schützt die vorhandene und zu erwartende Naturverjüngung vor Wetterextremen, bis diese schließlich den Hauptbestand übernehmen wird. Um diese zu gewährleisten ist trotzdem eine Bekämpfung der Begleitvegetation, namentlich Brombeere und Holunder, erforderlich.
Wegebauprojekt „Rosenbergerweg“
Um die Fläche sinnvoll zu erschließen, wurde ein befestigter Rückeweg gefördert und gebaut. Eine gute Erschließung ist entscheidend, um die waldbauliche Planung auch in die Tat umsetzen zu können. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Flächen, die leichter erreichbar sind, zuverlässiger und regelmäßiger gepflegt werden. Insbesondere im Notfall ist der witterungsunabhängige Zugang wertvoll.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
Momentan ist der Bestand eine stark verunkrautete Fläche mit wenigen Altbuchen und zwischenständigen Buchen, Tannen und Fichten. Zusätzlich stockt ein Vorwald aus Erle und Birke (vgl. Förderung) über einer Naturverjüngung aus Fichte, Tanne, Buche, Edellaubhölzern und Weichlaubhölzern. Die vorhandene Blocküberlagerung ist naturschutzfachlich wertvoll und bietet verschiedenen Arten Lebensraum.
Künftige Maßnahmen – wo wollen wir hin?
Die fortlaufende Kulturpflege ist von besonderer Bedeutung. So kann den gewünschten Baumarten ein Durchwachsen aus der Begleitvegetation ermöglicht werden. Wenn diese Hauptbaumarten aus der Naturverjüngung so groß sind, dass der vorher etablierte Vorwald diese am Wachsen hindert und nicht mehr unterstützt, müssen Birken, Vogelbeeren und Erlen schrittweise ausgedünnt werden. So wird es den Baumarten, die im Zielbestand vertreten sein sollen, ermöglicht weiter zu wachsen. Wenn sich der Dickungsschluss eingestellt hat, kann mit der Förderung in Form einer Jungbestandspflege begonnen werden (vgl. Informationen zur Vertiefung). Letztlich soll auf dieser Fläche wieder ein stabiler Mischbestand wachsen, dessen Schwerpunkt der Baumarten-Dreiklang (Buche, Fichte, Tanne) des Bergmischwaldes bildet.
Anfahrt
Lageplan und Anfahrtbeschreibung
Von Passau kommend kurz vor Hauzenberg links abbiegen, am Kreisverkehr kurz hinter der Kuppe die Ausfahrt Richtung Sonnen/Wegscheid nehmen, kurz nach Krammersdorf am Waldrand links befindet sich der Musterbestand
Von Wegscheid/Breitenberg kommend auf der Staatsstraße nach der Ortschaft Penzenstadl befindet sich am Waldausgang rechts der Musterbestand.
Der Forstweg ist nicht für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Bitte unbedingt die Haltemöglichkeit an der Staatsstraße nutzen.
Lageplan - BayernAtlas
Informationen zur Vertiefung
Gemeindewald Markt Wegscheid
Zukunftsorientierte Waldbewirtschaftung am Galgenbüchl
Geschichte des Waldes am Galgenbüchl
Der Waldkomplex ist Teil des Gemeindewaldes des Marktes Wegscheid, der Stand 2022 rund 70 Hektar (ha) Fläche umfasst. Seit Jahrzehnten unterliegt der Gemeindewald der Betriebsleitung und Betriebsausführung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Passau, Forstrevier Wegscheid.
Sie befinden sich hier auf einer der größeren, zusammenhängenden Besitzflächen mit einer Fläche von 17,2 ha. Überwiegend bestand die Fläche bisher aus einem einheitlichen, einschichtigen und gleichaltrigen Fichtenbestand im Alter von ca. 80 Jahren. Nur der südliche Bestandesbereich war rund 20 Jahre älter. Als Mischbaumarten waren einige wenige Buchengruppen, vier Gruppen japanische Lärche und eine Gruppe Strobe vorhanden. Aufgrund des ähnlichen Alters ist davon auszugehen, dass der Altbestand in einer größeren Wiederaufforstungsaktion gepflanzt wurde.
Bis heute wurde der Komplex mehrmals von stärkerem Borkenkäferbefall heimgesucht. Durch die notwendigen Entnahmen wurden die Bestände so stark verlichtet, dass sich reichlich Naturverjüngung eingestellt hat. Da kaum andere Samenbäume als Buche und Fichte vorhanden sind machen diese den Schwerpunkt aus. Die Tanne leidet unter einem so starken Rehwildverbiss, dass sie nur geschützt wachsen kann. Aber auch einzelne Lärchen und Stroben können sich aufgrund von Fegeschäden nicht durchsetzen.
Das Gelände fällt nach Westen hin mäßig bis steil ab und liegt auf einer Meereshöhe von rund 650m. Die Fläche an sich ist mit asphaltierten Gemeindestraßen gut erreichbar. Die Bestände sind mit Rückewegen (gelbe Linien) und regelmäßig angelegten Rückegassen zweckmäßig erschlossen. Die Holzernte erfolgt ausschließlich mit Unternehmern, Pflegearbeiten erledigt eine Kulturfrau.
Die folgende Auswahl der Bestände als Beispiele für gelungene Waldumbaumaßnahmen deckt noch nicht das ganze am Galgenbüchl vorhandene Spektrum ab. Neben den Literaturhinweisen gibt es weitere Jungbestände, die gerne auch im Rahmen einer Beratung besichtigt und besprochen werden können. Bei Fragen können Sie sich ans Forstrevier Wegscheid wenden.
Tannenvoranbau: Vorsorge unter dem Altbestand
Ausgangssituation - wo kommen wir her?
Westlich der Gemeindestraße wurde der 80-jährige Fichtenbestand durch Schneebruch und Windwürfe aufgelockert. Östlich der Straße mussten aus dem Strobenbestand nach einer Pilzerkrankung die kranken Bäume entnommen werden. Auf beiden Flächen wächst die Brombeere so massiv, dass sie regelmäßig bekämpft werden muss.
Bisherige Maßnahmen
Östlich der Straße wurden 2015 Weißtannen im Verband 2x2m gepflanzt. Im westlichen Teil erfolgten die Tannenpflanzungen 2017, 2019 und 2020. Auf der Freifläche im Süden wurden Roteichen gepflanzt, die Details werden beim Roteichenbestand detailliert erläutert.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
2022 überwächst auf der ältesten Teilfläche die Tanne langsam die Brombeere, der Altholzschirm kann überall noch belassen werden. Die jüngeren Flächen brauchen weiterhin eine mechanische Unkrautbekämpfung. Der Zaun wird auf allen Teilflächen benötigt.
Künftige Maßnahmen - wo wollen wir hin?
Vor allem auf der ältesten Teilfläche kann der Altholzschirm behutsam entnommen werden, um die Lichtverhältnisse zu verbessern. Auf den jüngeren Teilflächen muss weiter das Unkraut bekämpft werden, bis die Kultur gesichert ist. Erst wenn alle Tannen dem Rehwild entwachsen sind, kann der Zaun entfernt werden. Das langfristige Ziel ist die bisher fehlende, aber im dort vorkommenden Bergmischwald typische Weißtanne zu etablieren. Besonders am westexponierten Waldrand schafft sie eine höhere Stabilität und damit geringere Anfälligkeit gegenüber Stürmen.
Mischbaumarten sichern und zukünftige Wertträger pflegen
Ausgangssituation - wo kommen wir her?
Der ältere Teil des Fichtenbestands mit einzelnen Buchen (ohne Verjüngung) musste nach Borkenkäferbefall 2008 komplett entfernt werden.
Bisherige Maßnahmen
Nach Zäunung wurde auf 0,3 ha schwerpunktmäßig Bergahorn aufgeforstet. Die Pflanzung wurde mit einigen Spitzahornen und Kirschen ergänzt. Birken und einige Fichten gesellten sich durch Naturverjüngung dazu. Als dienende Baumarten wurden Hainbuchen und Winterlinden gepflanzt. Dienende Baumarten wachsen in der Jugend mit, bleiben aber dann niedrig und beschatten später wertvolle Stämme, damit sie auf Freistellung nicht mit Wasserreisern reagieren.
- In den ersten Jahren erfolgten ein Zwieselschnitt und mehrmalige Unkrautbekämpfung.
- 2016 wurde der Zaun entfernt.
- 2018 wurde nach Schneedruck der Fichtenteil gepflegt. Beschädigte Bäume wurden entfernt.
- 2019 wurden einzelne Birken entnommen, gut geformte Kirschen wurden geastet (roter Markierungsring).
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
Durch das rasche Höhenwachstum schreitet die für qualitativ hochwertiges Holz notwendige Astreinigung der meisten Laubbäume voran. Lichtbaumarten (Kirsche, Ahorne, Birke) werden aber in ihrer Kronenentwicklung bedrängt.
Künftige Maßnahmen - wo wollen wir hin?
2022 ist eine Jungbestandspflege zugunsten der bestgeformten Stämme vorgesehen. Durch eine regelmäßige Freistellung entwickelt sich eine gute Krone, die später die Zuwächse sichert. In der Fichtengruppe sollen noch einmal geschädigte Bäume entnommen werden. Im gesamten Bestand soll die Mischung der verschiedenen Baumarten erhalten werden. Die Anlage eine Rückegasse zur Gemeindestraße ist geplant.
Langfristiges Ziel ist ein wertvoller Bergahornbestand mit verschiedenen Mischbaumarten, der eine hohe Stabilität und Klimaanpassung zeigt. Zum Beispiel die Kirsche kann durch Astung und Pflege in überschaubarem Zeitrahmen (ca. 60 Jahre) nachgefragtes und auf dem Wertholzmarkt gut bezahltes Holz liefern.
Lärche und Douglasie - wertvolle Nadelhölzer für die Freifläche
Ausgangssituation - wo kommen wir her?
Der Bestandesteil war dominiert von ca. 80-jährigen Fichten und war durch einzelne Windwürfe bereits verlichtet. An den lichten Stellen hat sich Fichtennaturverjüngung eingestellt, Brombeerbewuchs war ebenfalls vorhanden.
Bisherige Maßnahmen
Nach Borkenkäferbefall wurde der Altbestand 2019 geräumt. Die Fichten-Naturverjüngungsgruppen wurden im Abstand 3 mal 3 Meter mit Lärchen und Douglasien ergänzt (Förderung). Alle Pflanzen haben als Einzelschutz ein Wuchsgitter erhalten. Um den Lebensraum der Wildtiere nicht weiter als nötig einzuschränken wurden anstatt eines Zauns die Wuchsgitter verwendet.
Dazu erfolgt 1 bis 2 Mal im Jahr eine Unkrautbekämpfung, die auch in den Wuchsgittern notwendig ist.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
Zum heutigen Zustand war eine Nachbesserung erforderlich. Damit ist der Jungbestand ausreichend bestockt.
Künftige Maßnahmen – wo wollen wir hin?
Die Unkrautbekämpfung muss fortgeführt werden, bis die Jungpflanzen samt Wuchsgitter nicht mehr von der Brombeere umgezogen werden können. Da Douglasien und Lärchen gern und bis zu erstaunlich hohen Dicken vom Rehwild gefegt werden, müssen die Wuchsgitter noch lange belassen werden.
Langfristiges Ziel ist aus der vorhandenen Fichtennaturverjüngung einen klimatoleranten und stabilen Mischwald zu gewinnen. Lärche und Douglasie wurden eingesetzt, weil sie aufgrund raschem Jugendwachstum den Vorsprung zur Fichte noch ausgleichen können und auch schnell dem Unkraut entwachsen. Diese Eigenschaft macht die beiden Baumarten sehr interessant für die Ergänzung vorhandener, unvollständiger Naturverjüngung oder auch allein in Kleingruppen um Schadereignisse wie Borkenkäferlöcher oder kleine Windwürfe wieder zu bestocken. Beide Baumarten liefern nachgefragtes und preisstabiles Holz, dessen Stärke Wetterbeständigkeit es für den Einsatz im Außenbereich eignet.
Roteiche: Unbekannte Alternative im Bayerischen Wald
Ausgangssituation - wo kommen wir her?
2008 war der Standort eine über Jahre unbestockte Bestandslücke und daher stark mit Brombeere verwildert.
Bisherige Maßnahmen
Roteichen
Zur Kulturvorbereitung wurde die Fläche von der Brombeere freigemäht und eingezäunt. Mit staatlicher Förderung wurden 500 Roteichen (2 mL 1,3 Meter) mit Winterlinde und Hainbuche als dienende Baumarten gepflanzt. Am Waldrand wurden einzelne Kirschen ergänzt.
Mehrere Jahre wurde die Brombeere ausgemäht, im ersten Jahr erfolgte ein Zwieselschnitt an der Roteiche.
2015 wurde der Zaun abgebaut. 2021 erfolgte eine leichte Jungbestandspflege, bei der sehr schlecht geformte Exemplare entfernt wurden.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild
Der wüchsige, durchschnittlich geformte Roteichenbestand steht heute noch dicht. Das damit zu erreichende Ziel dabei ist, dass die Astreinigung noch weiter fortschreitet.
Künftige Maßnahmen – wo wollen wir hin?
Um die Astreinigung nicht zu unterbrechen, soll ein behutsamer Pflegedurchgang folgen. Gut geformte Stämme (ca. 8 bis 12 Meter Abstand) sollen durch die Entnahme von schlechten Stämmen (z.B. Tiefzwiesel) gefördert werden. Langfristig soll ein Roteichenbestand guter Qualität entstehen, über den sich die Roteiche auch als Mischbaumart auf Nachbarflächen ausbreiten kann. Mit dem rauen Klima des Vorderen Bayerischen Walds (Schneelage, Spätfröste) kommt die Roteiche gut zurecht.
Anfahrt
Anfahrtsbeschreibung
Von Untergriesbach/Passau her kommend kurz vor Wegscheid bei der Ortschaft Mitterwasser Richtung Stiermühl abbiegen, dort rechts weiter bis zur Parkmöglichkeit (Holzlagerplatz im Bestand).
Von Wegscheid nach der Kirche rechts den Säumerweg Richtung Wildenranna nehmen, bis zur Parkmöglichkeit im Bestand.
Lageplan - BayernAtlas
Informationen zur Vertiefung